Innovatives Management: Smart City in Deutschland
IMA News · 04.09.20

Krisen als Chancen für Kommunen

Treibende Kraft für eine nachhaltige Veränderung unser Städte sollten die Bewohner:innen sein. Eigenes Engagement und Druck auf die Politik fordert der Dozent und Forscher Constantin Alexander.

 

Constantin Alexander ist Dozent und Forscher für nachhaltige Stadtentwicklung. Er lehrt und forscht an der Leuphana Universität Lüneburg und an der Universität Kassel und nimmt als Panel-Diskutant beim Lübecker Kongress Innovatives Management am 12. November 2020 teil. Für ihn sind Städte Orte des konsequenten innovativen Denkens. Auch nach Krisenzeiten, so zeigt die Geschichte, haben Kommunen die Chancen genutzt, die gemachten Erfahrungen für Verbesserungen zu nutzen. Um bereits jetzt schon einen Einblick in seine Sichtweise der Dinge zu bekommen, haben wir Constantin Alexander gebeten, sieben Sätze zu vervollständigen.

Für eine menschengerechte und nachhaltige Entwicklung von Städten und Kommunen…

ist die Digitalisierung unabdingbar, weil die Aufnahme von qualitativen und quantitativen Daten beispielsweise aus den Bereichen Ökologie, Ökonomie und Gesellschaft und deren Analyse und Interpretation nur mithilfe von digitalen Werkzeugen gelingt.

Durch die Corona-Krise werden sich unsere Städte und Kommunen anders und positiver entwickeln als bislang,

…da mehr Menschen bewusst wird, wie fragil unsere Gesellschaft und die Infrastruktur ist und dass Lebensqualität einen Wert an sich darstellt. Wer hätte sich vor der Pandemie vorstellen können, dass es in Deutschland ein Problem sein könnte, Schutzmasken zu bekommen? Auch das unverständliche Horten von Produkten wie Toilettenpapier zeigt, für wie fragil manche unsere Infrastruktur in Zeiten der Krise halten. Es hat sich aber auch gezeigt, dass manche Verwaltungen extrem gut reagiert haben. Ein disruptives Ereignis wie eine Pandemie bietet zudem die Chance, dass Städte richtige Entwicklungssprünge machen können. Das hat schon der Cholera-Ausbruch Ende des 19. Jahrhunderts in Hamburg gezeigt. Danach wurde eine flächendeckende Kanalisation gebaut.

Die Schlüsselrolle der öffentlichen Verwaltung bei der nachhaltigen Ausrichtung unserer Städte…

liegt in der Rahmensetzung von Top-down-Maßnahmen und in der Ermöglichung von Bottom-up-Handlungen. Handlungsbedarf sehe ich bei vielen engmaschigen Vorschriften, die bürgerschaftliches Engagement immer wieder ausbremsen. Seien es kaum erfüllbare Auflagen beim Kuchenverkauf für einen guten Zweck oder das Sperren einer Straße für ein Nachbarschaftsfest. Die Verwaltungen müssen hier mehr Freiräume ermöglichen.

Eine nachhaltige Entwicklung unserer Kommunen kann nur gelingen,…

…wenn Bürger:innen verstehen, welche Verantwortung sie selbst bei der nachhaltigen Entwicklung tragen und gleichzeitig den Volksvertretenden gegenüber selbstbewusst auftreten, aber realistische Forderungen stellen. Nur alle paar Jahre zur Wahl zu gehen genügt nicht.

Die Stadt in zehn Jahren unterscheidet sich von der heutigen…

…durch sicht- und spürbare Auswirkungen der Megatrends Klimawandel, Digitalisierung, Mobilitätswende sowie Demografischer Wandel und ersten erfolgreichen Anpassungsmaßnahmen.

Die größten Hindernisse für eine nachhaltige Stadtentwicklung…

…sind egozentrische Stakeholder, die nicht verstehen, dass alles miteinander zusammenhängt, und ein zynisches Bewusstsein, das Handeln abwürgt.

Die größten Chancen für eine nachhaltige Stadtentwicklung…

…bieten Menschen, die verstehen, welche Wirkungsmöglichkeiten sie selbst haben, und Kommunen, die in Nachhaltigkeit einen Standortfaktor erkennen.

"Durch die Corona-Krise werden sich unsere Städte und Kommunen anders und positiver entwickeln als bislang."

Constantin Alexander Dozent und Forscher für nachhaltige Urbanisierung
Constantin Alexander