Entwickler-Blog · Jan-Hendrik Krause · 22.10.19

3 Unternehmen + 6 Standorte + 4 Spra­chen = 1 Team

Wie formt man ein Team, das in drei Unternehmen mit sechs Standorten arbeitet und vier Sprachen spricht? Jan-Hendrik Krause verrät hier im Blog sein Erfolgsrezept.

Die gesamte Literatur zu agiler Software-Entwicklung ist sich einig: Es funktioniert nur, wenn Fachexpert:innen und Entwickler:innen zusammenarbeiten, die Teammitglieder sich täglich treffen und das Team im Daily Meeting gemeinsam am Scrum-Board steht und sich synchronisiert. Im Idealfall habe ich also mein Team an einem Ort in ein bis zwei nebeneinander liegenden Büros mit einer riesigen Pinnwand an einer freien Wand.

Aber was mache ich, wenn wir über drei Unternehmen, sechs Standorte und vier Sprachen verteilt sind? Kündigen ist keine Alternative :-)

Aus meiner Praxis als Product Owner in genau dieser Situation fasse ich ein paar Erfahrungen zusammen.

Reden wir erstmal über Technik

  • Um die Entfernung zu überwinden, braucht es ein Software-System für Videokonferenzen, Screensharing und Chat. Und bitte verlässlich - es ist frustrierend, wenn dem Team im täglichen Meeting ständig die Leitung zusammenbricht. Wir nutzen Slack.
  • Dann braucht es die "elektronische Pinnwand" (bei uns Atlassian Jira und Confluence), um Aufgaben, Wissen und Zusammenarbeit des Teams sichtbar zu machen. Im täglichen Meeting teilen wir dann einen Bildschirm, auf dem das Board sichtbar ist.
  • In der täglichen Arbeit dürfen die Unternehmensgrenzen nicht stören. Wir arbeiten ja auf einer gemeinsamen Code-Basis und schauen in dieselben Dokumentationen. Trotzdem sind diese Grenzen da. Eine umsichtige IT-Abteilung sorgt dafür, dass die Kollegen nicht zu viel und nicht zu wenig "sehen".

Die Situation will bewusst gestaltet werden

  • Einfach gesagt: Videokonferenzsysteme können nicht nur Bildschirm-Inhalte, sondern auch Gesichter übertragen. Wir schalten zu Beginn der Meetings bewusst erstmal die Kameras an, bis alle da sind und der erste "Schwatz" erledigt ist. Wir teilen Anekdoten und Gerüchte. Name und Gesicht zusammenbringen, erzeugt Nähe.
  • Team-Wochen, in denen das gesamte Team an einem Ort ist, helfen sehr beim Kennenlernen. Es muss noch nicht einmal die ganze Zeit "besonderes Programm" geben, auch der normale Teamalltag bringt das Team näher zusammen. Und abends in der Kneipe wachsen die Beziehungen weiter. Der Invest in die Reisekosten lohnt sich.
  • Zum Überwinden der Sprachhürden habe ich hier schon mal gebloggt. Fazit: Einfach anfangen!

Das Wichtigste zum Schluss: Reflexe unterdrücken

Die elektronischen Medien machen es uns so einfach: Da steht die Frage im Chat ... ich denke fast nicht nach ... und tippe reflexartig die Antwort. Erledigt, nächstes Thema!

Erledigt? Nein! Das Leben mit Mail, Chat & Co. hat mich eines (schmerzlich) gelehrt: Das Missverständnis ist das Normale - ganz besonders, wenn wir nur via Tastatur kommunizieren. Ich habe mir angewöhnt, nicht mehr schriftlich zu antworten, sondern den Dialog zu suchen. Kurzer Video-Anruf, Gesicht zeigen, kurz mal reden. Und dann, wenn das Gespräch schon fast vorbei ist, höre ich diesen Satz: "Wo ich dich schon mal dran habe, ich hätte da noch eine Idee". Und das ist dann der Punkt, an dem Selbstverantwortung und Kreativität sich Bahn brechen. An dem aus drei Unternehmen, sechs Standorten und vier Sprachen ein Team wird.

3 + 6 + 4 = 1 eben.

Ich liebe es!

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