Keynote Innovatives Management 2023 | © Jakob Börner
News · 14.12.23

10 Tipps gegen das Kreativsein

„Kreativität richtig killen“ - schon der Titel seiner Keynote beim 23. Innovativen Management signalisierte eine ungewöhnliche Methodik: Prof. Dr. Sascha Friesike zeigte auf, was Kreativität kaputt macht. So verdeutlichte er, dass öffentliche Verwaltungen oftmals kreative Potenziale verschenken.

Ist es neu? Und nützlich? Dann ist es kreativ. So lautet die Definition von Kreativität, die Prof. Dr. Sascha Friesike dem Publikum des 23. Kongresses Innovatives Management in Lübeck in seiner Keynote anbot. Schon der Titel „Kreativität richtig killen“ signalisierte eine ungewöhnliche Methodik: Der Wissenschaftler zeigte auf, was Kreativität kaputt macht, um zu verdeutlichen, wie öffentliche Verwaltungen ihre kreativen Potenziale verschenken.

Wozu überhaupt Kreativität in der öffentlichen Verwaltung? Laut Prof. Dr. Sascha Friesike entstehen Innovationen, wenn ein Fall eintritt, den es so bisher nicht gab. Die Digitalisierung selbst ist ein solcher Fall. Deshalb braucht es Ideen, um die digitale Transformation zu schaffen; um das Tempo zu steigern und das Vertrauen der Bürger:innen nicht weiter zu verspielen. Um den Fachkräftemangel und die wachsenden Anforderungen zu bewältigen. Für die Ideenfindung müsste das Umfeld zur Kreativität einladen – tut es aber nicht. 

Die Wissenschaft hat festgestellt …

Mittlerweile ist erforscht, was das kreative Denken hemmt und welche äußeren Faktoren unsere Kreativität unterstützen. Friesikes These: Organisationen handeln oft den wissenschaftlichen Erkenntnissen zuwider – und untergraben Kreativität. Friesike schöpft aus dem Füllhorn der Forschung und zeigt auf, wie sich Kreativität effizient ausschalten lässt. Hier die wichtigsten Regeln:

1. Machen Sie Prozessvorgaben statt Ergebnisvorgaben.

Die Prozessvorgabe ist der erste Hebel. Denn wenn ganz frei ein Ergebnis erzielt werden soll, wird das Team in aller Regel kreativ. Wenn aber der Weg zum Ziel im Vorfeld bestimmt wird, unterwandert das die Kreativität.

2. Setzen Sie die falschen Leute auf die Themen.

Am besten bewährt hat sich die Kombination von unmotiviert und ahnungslos.

3. Verzögern Sie die Bereitstellung von Ressourcen.

Stellen Sie die notwendigen Mittel ruhig in Aussicht – aber nicht zur Verfügung! Das hemmt maximal.

4. Schicken Sie das Team in niedrige Räume ohne störendes Tageslicht.

Studien haben gezeigt, dass in Räumen mit Fenstern und hohen Decken kreativere Ergebnisse erzielt werden. Eine niedrige Deckenhöhe dagegen unterstützt analytische Gedanken. Sorgen Sie also für Meetings in wenig attraktiven, standardisierten Räumen ohne störendes Tageslicht, um die Ideen im Zaum zu halten.

5. Setzen Sie enge Deadlines.

Nichts ist tödlicher für eine gute Idee als Zeitdruck. Das hat wissenschaftlich belegte Gründe: Der kreative Prozess teilt sich in eine divergente Phase des Ausdenkens und eine konvergente Phase der Auswahl. Zentral für ein kreatives Ergebnis sind die Bedingungen der divergenten Phase. Sie eröffnet den Möglichkeitsraum und sucht Antworten auf die Frage „Was könnte …?“. Für diese Suche ist eine Weile des Nichtstuns wichtig: die Phase des Inkubierens. Hier verarbeitet das Unbewusste die aufgenommenen Informationen und verknüpft diese neu. Nach außen erscheint das Inkubieren eher unproduktiv – bis die Idee zündet. Dies wäre ohne die stillen Umwälzungen im Hintergrund nicht möglich. Deshalb gilt: schnelle Abgabetermine setzen. Fürs Inkubieren bleibt dann keine Zeit.

6. Planen Sie alle Meetings als Zoom-Call.

Zoom-Meetings mit mehreren Sprecher:innen sind nachweislich schlecht für die divergente Phase. Der Grund: Die Sprecherwechsel passieren – anders als im direkten Austausch – durch Handzeichen und Zuwarten. Das bringt einen hohen Reibungsverlust. Selbst die Remotearbeit hat einen messbaren Effekt auf die divergente Phase und wirkt anti-kreativ. Im Homeoffice steigt die Anzahl der virtuellen Meetings – und die Kreativität sinkt. 

7. Seien Sie gnadenlos kritisch.

Schießen Sie die erste Idee, den ersten Entwurf direkt ab. Zermalmen Sie das zarte Pflänzchen, bevor es Wurzeln schlägt. Danach ist Brache im Brain. Bravo!

8. Zerstören Sie die Motivation selbst!

Wie das am besten gelingt, beschreibt Friesike anhand eines Beispiels: Fünf Kinder sollen Piratenbilder malen. Für jedes fertige Bild gibt es eine Süßigkeit. Die Kinder folgen ihrer Fantasie, vertiefen sich und malen detailreiche Piratenschiffe, die unter Palmen ankern. Nur ein Kind malt mehrere Bilder in schneller Folge, um die flott produzierten Skizzen gegen Gummibärchen einzutauschen. Die intrinsische Motivation der anderen ist atomisiert, die Qualität der Bilder sinkt und die Kreativität ist dahin. Locken Sie also mit attraktiven Goodies.

9. Lassen Sie keine Langeweile aufkommen.

Die Langeweile ist ein unterschätzter Treiber von Kreativität: Während des Nichtstuns inspiziert unser Gehirn neue Wege im Labyrinth. Halten Sie Ihre Mitarbeiter:innen also unbedingt beschäftigt.

10. Nur nicht bewegen!

Belegt ist auch die kreativitätsfördernde Wirkung von Bewegung: Liest ein Team vor einer Assoziationsübung ein Telefonbuch, fällt das Ergebnis deutlich schwächer aus, als wenn die Teilnehmer:innen sich vor dem Brainstorm bewegen. Besser vermeiden.

Warum brauchen Verwaltungen Kreativität? Sascha Friesike im Kurzinterview

Sascha Friesike ist Professor für Design digitaler Innovationen und Studiengangsleiter des berufsbegleitenden Masterstudiengangs Leadership in digitaler Innovation an der Universität der Künste Berlin. Außerdem ist er Direktor des Weizenbaum-Instituts. In seiner Forschung beschäftigt Friesike sich mit Fragen unserer digitalen Zukunft und wie Wissen im Speziellen und Neues allgemein entstehen.
 

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